Softail

DIE HARLEY-DAVIDSON SOFTAIL FAMILIE

Motorradfans, die das ästhetische Design von Starrrahmen schätzen, das viele Motorräder bis in die Fünfzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts hinein prägte, aber dennoch nicht auf ein modernes Fahrzeugkonzept und den Komfort eines auch am Heck gefederten Rahmens verzichten wollen,wählen eine Harley-Davidson Softail. Die Modellfamilie ist reich an eleganten Formen und markanten Charakteren: Das Portfolio erstreckt sich vom schlanken Chopper-Style über wuchtigen Cruiser-Lookbis zum stilvollen Touren-Design. Von der Seite betrachtet wirkt eine Softail wie ein Motorrad ohne Hinterradfederung. Tatsächlich jedoch verfügt der Softail Rahmen über ein dem Auge des Betrachters verborgenes Zentralfederbein unter dem Sitz, das modernen Fahrwerkskomfort sicherstellt, der vollkommen auf der Höhe unserer Zeit ist. Die modellspezifisch 16, 18, 19 oder 21 Zoll großen Vorderräder werden von einer Telegabel geführt, die mit Showa Dual Bending Valve Technologie arbeitet. Ausnahmen bilden die Sport Glide, die Fat Bob Modelle, die FXDR 114 und die neue Low Rider S: Hier kommt jeweils eine Upside-down-Telegabel zum Einsatz.Die Softail Typen werden vom luftgekühlten Milwaukee-Eight Big Twin angetrieben. Der Hubraum des V2 beträgt je nach Modell 1745 cm3 (107 cui; bis zu 64 kW (87 PS) und bis zu 145 Nm) oder 1868 cm3 (114 cui; bis zu 69 kW (94 PS) und bis zu 160 Nm). Da er starr mit dem Rahmen verbunden ist, kommen zwei Ausgleichswellen zur Dämpfung der Vibrationen zum Einsatz.

Zudem verfügt das Triebwerk über eine Doppelzündung, je vier Ventile pro Zylinder (ohv), einen ölgekühlten Auslassbereich und einen elektronischen Gasgriff (Electronic Throttle Control), der Bowdenzüge überflüssig macht. Eine leichtgängige, mechanisch betätigte Ölbadkupplung stellt den Kraftschluss zum Getriebe her. Bei der Schaltbox handelt es sich um das Cruise Drive Sechsganggetriebe, das für kraftvollen Durchzug in den unteren Gängen und entspanntes Gleiten bei niedriger Drehzahl im höchsten Gang sorgt. Über einen robusten, kohlefaserverstärkten Sekundärzahnriemen werden die Kräfte auf das je nach Modell 16 oder 18 Zoll große Hinterrad übertragen. Die Bremsanlagen aller Softail Typen profitieren vom serienmäßigen Antiblockiersystem, das dezent in den Look der Maschinen integriert ist. Serienmäßig kommen zwei Bremsscheiben (Fat Bob Modelle, FXDR 114 und Low Rider S: drei Bremsscheiben) zum Einsatz. Je nach Modell ruhen die Füße des Fahrers auf mittig montierten oder vorverlegten Fußrasten oder auf Trittbrettern. Serienmäßig verfügt jede Softail über eine Wegfahrsperre, die sich automatisch aktiviert und deaktiviert, wenn sich der Fahrer vom Motorrad entfernt beziehungsweise wenn er sich ihm nähert. Dank des Keyless Ignition Systems genügt ein Druck auf den Starter, um den Motor anzulassen – ein Zündschlüssel ist nicht mehr erforderlich. Außerdem verfügen alle Softail Modelle über besonders lichtstarke LED-Scheinwerfer und einen praktischen USB-Anschluss zum Laden mobiler Geräte.

Die Softail Familie für das Modelljahr 2024 umfasst die mit 1745 cm3 großem und hinsichtlich der Leistung drosselbarem Milwaukee-Eight V-Twin ausgestatteten Modelle Softail Standard (FXST) und Sport Glide (FLSB).

Die Modelle Street Bob 114 (FXBBS)Fat Bob 114 (FXFBS), Fat Boy 114 (FLFBS) und Heritage Classic 114 (FLHCS) verfügen über den besonders leistungsstarken,1868 cm3 großen Milwaukee-Eight. 

die Modelle mit dem 117er Milwaukee-Eight Motor: Low Rider S (FXLRS)Low Rider ST (FXLRST) und Breakout 114 (FXBRS)

Geschichte und Konzept

Willie. G. Davidson, Enkel eines der Firmengründer von Harley-Davidson und von 1963 bis 2012 Chefdesigner des Unternehmens, liebt sogenannte „Hardtails“, klassische, am Heck ungefederte Maschinen der 40er- und 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts. Diese Motorräder und ihre Rahmen mitklaren Proportionen und gerader, zum Heck hin stark abfallender Linienführung bildeten die Basis für den Chopper-Style, bei dem „weniger“ stets „mehr“ war. Für ein derartiges Custombike brauchte es nicht mehr als einen solchen Starrrahmen mit einem darin eingebetteten V2, eine gereckte Gabel mit schlankem Vorderrad, einen Heckfender dicht über dem fetten Hinterrad und einen tief angeordneten Sitz. „Die Form soll der Funktion folgen, doch beides dient der Emotion“, erläuterte Willie G. gern in diesem Zusammenhang. Doch Fahrkomfort war aufgrund des starr eingebauten Hinterrads von einem solchen Custombike nicht zu erwarten. Abhilfe versprach eine Idee des Tüftlers und DesignersBill Davis, der Harley-Davidson 1976 ein Fahrwerk im Hardtail-Look mit unter dem Sitz angeordneten Federbeinen präsentierte. Sechs Jahre später griff die Motor Company die inzwischen von Bill weiterentwickelte Idee auf. Mit einer Dreieckschwinge empfand man jetzt gekonnt die Linienführung eines Starrrahmens nach, sorgte aber zugleich mit zwei nunmehr unter dem Motor angebrachten Federbeinen für zeitgemäßen Federungskomfort.

Man schrieb das Jahr 1984, als die erste „Softail“, die FXST, Asphalt unter die Räder nahm. Ihre Modellbezeichnung ist ein Wortspiel, das sich von ihrer speziellen Art der Hinterradführung ableitet,die schon das Urmodell auszeichnete. In dieser ersten Softail debütierte die damals neue, 1340 cm3 große Evolution Motorengeneration. Zu den prägenden Design-Features zählten der klassisch gestylte Benzintank und der „Horseshoe“-Öltank in Hufeisenform – ein Look, den Harley-Davidson bereits in den 1930er-Jahren kreierte. Die gelungene Synthese aus dem ästhetischen Design vergangener Motorradepochen und dem zeitgemäßen Federungskomfort sowie moderner Technik erwies sich als überaus erfolgreich: Die FXST legte den Grundstein zu einer neuen Harley-Davidson Baureihe. Ihr folgten zahlreiche weitere Softail Modelle, unter ihnen die Heritage Softail, deren nostalgisches Design im Stil der 1949er Hydra Glide seit 1986 für Aufsehen sorgt, die Springer Softail, die 1988 ein Revival der klassischen Springergabel einläutete, und die Fat Boy, die 1991 – ein Jahr nach ihrer Präsentation – ihr Filmdebüt im Blockbuster „Terminator 2“ mit Arnold Schwarzenegger gab. Im Jahr 2000 erschien die zweite Generation der Softail Baureihe – mit neuem Rahmen, neuem Bremssystem und einem neuen Motor namens Twin Cam 88B mit 1449 cm3. Das starr im Rahmen verschraubte Triebwerk verfügte über zwei Nockenwellen und zwei Ausgleichswellen zur Dämpfung seiner Vibrationen. Sieben Jahre später kam ein größerer Motor inder Baureihe zum Einsatz: der Twin Cam 96B mit 1584 cm3. 2012 hielt der 1690 cm3 große TwinCam 103B mit aktivem Auspuffsystem sowie Cruise Drive Sechsganggetriebe Einzug ins Softail Fahrwerk. 2016 entwickelte der High Output Twin Cam 103B einen noch kraftvolleren Drehmomentverlauf als seine Vorgänger. Und in den 2016 und 2017 angebotenen Typen Softail SlimS und Fat Boy S arbeitete ein abermals größeres Triebwerk: der Twin Cam 110B mit 1801 cm3 Hubraum.

2018 präsentierte Harley-Davidson mit der dritten Generation der Baureihe eine von Grund auf neukonstruierte und um die Mitglieder Sport Glide, Street Bob, Low Rider und Fat Bob erweiterte Modellfamilie. Die neue Softail Generation zeichnet sich durch den kraftvollen Milwaukee-Eight Motor aus, der je nach Modell über 1745 oder 1868 cm3 Hubraum verfügt. Ein vollkommen neukonstruiertes Chassis mit neuen, perfekt auf den Einsatzzweck zugeschnittenen Fahrwerkskomponenten sorgt für ein Plus an Handlichkeit, Fahrstabilität und Komfort. Ferner kommen LED-Scheinwerfer, ein Keyless Ignition System und ein USB-Anschluss zum Laden mobiler Geräte zum Einsatz. Seit 2020 ergänzt die neue Low Rider S die Baureihe.